Mittwoch, September 30, 2009

Este erregt Aufsehen

Ich weiß nicht, in wieweit in Estland bekannt ist, ob das Oktoberfest in München innerhalb Deutschlands irgendein kulturelles Ansehen genießt. Mir persönlich gegenüber haben sympathisch zurückhaltende Esten eher abwinkend reagiert, wenn sie darauf angesprochen werden. Vielleicht ist das vergleichbar mit Reaktionen zum Kölner oder Mainzer Karneval? Nicht jeder liebt es - manche die dort leben fahren absichtlich zu dieser Zeit in Urlaub - aber wer sich darauf einläßt, der weiß in der Regel was er tut. 

Nun machen zwei einzelne Esten in Deutschland Schlagzeilen. Warum? Bei "Deutschlands größtem Drogenfest" würde es keinen wundern, wenn sie nur besoffen in einer Ecke gelegen hätten. Aber nein! Esten sind ordentlich und zurückhaltend, wie gesagt. Aber in München gab es umfangreiche Personenkontrollen, wegen angeblicher Terrordrohungen. Da wurden so gut wie alle Oktoberfest-Besucher kontrolliert, und was fand man bei unseren braven Esten? Das Portal "Geld-kompakt.de" gibt es exakt wieder, inklusive Übermittlungsfehlern:

Zitat:
Die Polizei kontrollierte die beiden ausländischen Gäste im Alter von 41 und 44 Jahren am vergangenen Sonntag. Beim genauen Blick in einen Rucksack stellte sich heraus, dass sich darin insgesamt 128.500 Euro, 24.000 US Dollar, 116.200 Estnische Kronen, 100 Norwegische Kronen, 40 Schwedische Kronen und 63 Englische Kronen* befanden… (*laut Polizei: GELD kompakt vermutet aber 63 Englische Pfund)

Es ist nicht das erste Mal, dass ich von Esten höre, die ihre Geschäfts- oder Gesprächspartner in Deutschland mit größeren Summen Bargeld überraschen, die sie einfach aus der Tasche ziehen. Überraschend ist eher die Vielzahl der Währungen. In den Berichten der deutschen Medien schwingt ein wenig mit, das Geld könne doch wohl nur aus illegalen Geschäften stammen. Jedenfalls wurden die Scheine überprüft und waren alle echt. Aber natürlich interessieren wir uns auch noch für die Rechtfertigungsversuche, die das Polizeiprotokoll als Aussage der beiden Esten zitert: er wolle sich eine Yacht kaufen, und habe die Summe wegen der Wirtschaftskrise lieber selbst mitgebracht, als auf einen Banktransfer vertrauen zu müssen. Manche Mieden variieren das, und machen daraus einen "Grundstücksverkauf" - aber das war's schon mit den Sensationen (Grundstück verkauf, Yachtkauf geplant, klar!). Und für alle, die eine Yacht oder ein Grundstück einem Esten verkaufen wollen: nehmen sie eine Geldkassette mit.

Und übrigens: das Münchner Oktoberfest kommt in seiner Bedeutung erst weit hinter den Eigentümlichkeiten Estlands; das stellte erst vor wenigen Monaten die Münchner SPD fest (die jetzt aber ganz andere Sorgen hat). Nachzulesen hier.

Gibts noch etwas zu sagen zum Thema "Estland und das Oktoberfest?" Vielleicht der Oktoberfest-Kriminalroman, geschrieben bereits 2006. Angeblich mit einer "sexy Aufhilfe aus Estland" (siehe: Literaturnetz). Also: es gibt Spannenderes als Bargeld im Rucksack durch die Welt zu tragen. 

2 Kommentare:

  1. Nun es ist tatsaechlich nicht ganz einfach eine groessere Menge an Geld in Estland zu transferieren, inzwischen liegt die Summe, die man elektronisch überweisen kann, bei lächerlichen 5000 Kronen / Tag. Höhere Summen gibt es nur, wenn man persönlich vorbeikommt und den Auftrag gibt.

    Schätze damit soll eine Massenabhebung von Geld und damit Liquiditätsverlust bei Banken verhindert werden, falls es doch noch zur Entwertung der Krone kommen sollte.

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  2. "Nun es ist tatsaechlich nicht ganz einfach eine groessere Menge an Geld in Estland zu transferieren, inzwischen liegt die Summe, die man elektronisch überweisen kann, bei lächerlichen 5000 Kronen / Tag. Höhere Summen gibt es nur, wenn man persönlich vorbeikommt und den Auftrag gibt."

    Kloty, dass stimmt so nicht. Wie bitte soll ein Arbeitgeber sonst die Löhne auszahlen, welche wohl eher immer noch in der Regel bei über 5000 EEK liegen dürften (falls nicht in bar im Couver, um mal auf die vermutlich steuerrechtlichen Gründe der Rucksack-Story zu verweisen)?

    Mir sind solch' niedrige Limits jedenfalls in meinen Transfers noch nicht aufgefallen.

    Übrigens kenne ich Esten, die auf dem Oktoberfest waren und dass diese "ordentlich und zurückhaltend" sind, wenn sie getrunken haben, ist eher die Ausnahme (selbiges gilt im Umkehrschluss im nüchternden Zustand).

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