Dienstag, Mai 07, 2013

UEFA lobt Estlands Frauen

Stolz auf steigende Popularität des Fußballs
auch beim weiblichen Nachwuchs: Keith Boanes
und seine starken Frauen
Estlands erste Frauenfußball-Konferenz war kürzlich für den europäischen Dachverband UEFA Grund genug für ein Lob für die sportlichen estnischen Frauen. Der Frauenfußball sei "auf dem Weg nach oben", so verkündet es der Verband.
Europaweit gibt es insgesamt inzwischen 1,8 Millionen Fußballspielerinnen, in Estland wurden entsprechende Vereine erst in den 1990er Jahren gegründet. In den beiden obenen Ligen Estlands spielen insgesamt 15 Teams.

Schottisches Training, geizig nur bei Gegentoren
Als Keith Boanas 2009 von Schottland nach Estland zog um hier Frauenfußball-Nationaltrainer zu werden, musste er zunächst mit zwei 0:12 Niederlagen seines frisch formierten Eesti-Teams gegen Island und auch gegen Frankreich verkraften. Boanas hatte auch in England bereits Frauenfußball-Teams der Premiere-League trainiert und war auch Manager gewesen - beinahe hätten ihn die "Lincoln-Ladies" für 2013 auch erfolgreich mit einem neuen Vertrag locken können (siehe Bericht der BBC) - aber er entschied sich für Estland (ebenfalls BBC).Diese Gespräche zwischen England und Estland seien zumeist - typisch estnisch? - via Skype gelaufen, berichtet Boanas bei "Womensoccerunited". In Estland habe er Möglichkeiten die er in England nicht bekommen könne, und dabei sei Geld nicht das allein entscheidende gewesen.

Frauen und Fußball -inzwischen
in Estland auch ein zunehmend
interessantes Thema für eine
breitere Öffentlichkeit
Boanas schreibt auch ausführlich über seine Estland-Erfahrungen im britischen Frauenfußball-Portal "She kicks". Und wohl genauso regelmäßig machen sich die Soccer-Ladies der Insel Hoffnungen er könne zurückkehren.Auch in Estland würde bei denjenigen Klubs, die finanzielle Schwierigkeiten haben, oft zuerst am Frauenfußball gespart, berichtet er. Aber dennoch hätten es bereits drei estnische Fußballfrauen zu Verträgen in den USA, in Schweden und Italien gebracht.Aber immer noch sind es nur etwa 500 registrierte Frauenfußball-Spielerinnen in Estland, berichtet Boanas.
Obwohl es bei einer Trainertätigkeit in einem anderen Land einige der üblichen Schwierigkeiten gäbe - Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede - der Respekt und die Anerkennung seiner Arbeit in Estland beeindrucke ihn immer wieder. Die Spielerinnen seien immer bereit, vier- bis fünfmal die Woche zu trainieren - trotz aller Belastungen in der Schule oder bei der Arbeit. Mangel herrsche aber an gut ausgebildeten Trainer/innen. Auch qualitative Sportanlagen seien nicht immer vorhanden, und manche Eltern hätten noch Vorurteile wenn ihre Mädchen sich fürs Fußballspielen interessierten. 

Estnisches Frauen-Nationalteam vor
dem Spiel am 20.3. gegen Luxemburg (1:1)
Auch privat ist Boanas eng mit dem Frauenfußball verbunden: Pauline Cope, genannt "Copey", eine der bekanntesten weiblichen Fußballtorwarte auf der britischen Insel, spielte zwischen 1995 und 2004 fürs englische Nationalteam und ist heute seine Frau (Cope debütierte 1995 im Spiel gegen Deutschland in Bochum, als Silvia Neid noch selbst mitspielte und Birgit Prinz als junges Talent eingewechselt wurde und das Siegtor schoss).
In Estland ist die "Frau an seiner Seite" (Co-Trainerin) Katrin Kaarna, die als eine der ersten Estinnen die Trainer-A-Lizenz im Frauenfußball erreichte. Mit Anne Rei gibt es im Fußballverband EJL inzwischen auch eine weibliche Generalsekretärin. Inzwischen ist die Anzahl der estnischen Fußballerinnen bereits auf 800 angestiegen und der Verband hofft bald die 1.000-Grenze zu übersteigen.
Und sportlich? Schon 2010 gab es erste überraschende Erfolge: Nord-Irland wurde geschlagen, Kroatien sogar auswärts, und die Niederlagen gegen Frankreich mit 0:6 "halbierten" sich sozusagen. Das estnische Nationalteam nimmt heute zumindest für sich in Anspruch, das beste Frauenfußballteam der baltischen Staaten zu sein - am 30.März wurde Lettland in Riga 5:3 besiegt.

Webseite Estnisches Nationalteam Frauen / UEFA-Bericht zur Frauenfußball-Konferenz

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